Zur Person
Ihr
erster Roman Am
Tag der Schwarzen Vögel
(Einzelband) erschien im August 2010 im Novum Verlag. Bereits als
14-Jährige hatte sie damit begonnen. Der zweite Roman Das
Schweigen des Schnees (1.
Band einer Reihe) erschien
im November 2013 beim Papierfresserchens MTM-Verlag. In dem
Asia-Fantasy-Roman kämpfen die Geschwister Asa und Yoru gegen die
Öffnung des Tors nach Yomi, der Unterwelt.
Weitere
Infos zum Buch und der Autorin:
Homepage:
www.bettina-bellmont.ch
Lovelybooks
(Leserunde):
http://www.lovelybooks.de/autor/Bettina-Bellmont/Das-Schweigen-des-Schnees-1085801747-w/
Solche Momente …
Ich
stehe da und staune.
Eigentlich
war ich auf dem Weg zur Sprachschule und nahm einen kleinen Umweg,
weil ich etwas zu früh unterwegs war. Und was passiert? Da lande ich
mitten in der Großstadt auf einer riesigen Tempelanlage, wo mich die
Vergangenheit wie dichter Nebel umhüllt. Nicht einmal fünf
Gehminuten vom mehr oder weniger modernen Guest House mit
Klimaanlage, TV, Computern und elektrischem Licht entfernt, stolpere
ich über diesen Fleck „Damals“ und wundere mich, wie die Zeit
plötzlich nicht mehr weiter tickt. Ein großer, breiter Tempelbau in
dunkler Holzoptik erhebt sich vor meinen Füßen, links und rechts
entdecke ich überall auf dem Platz weitere kleine Gebäude mit
steinernen Götterdienern vor den kleinen Toreingängen. Der Lärm
der Straße gegenüber verschwindet beinahe in der allumfassenden
Stille des Ortes. Leise japanische Worte dringen an mein Ohr. Ich
entdecke eine junge Familie, die bei einem Nebengebäude gerade mit
dem Mönch sprechen, der durch ein kleines Schiebefenster hindurch
Glücksbringer verkauft. Oma und die kleine Tochter tragen hübsche
Kimonos, doch die dicken, in grellen Farben leuchtenden Daunenjacken
der Eltern holen mich langsam wieder zurück ins Jetzt.
Bild
1: Eintauchen in eine scheinbar vergangene Welt: Der Eingang zum
Tempel in der Nähe von des Bahnhofs Warabi (Tôkyô). |
Die
Schule! Die hatte ich beinahe vergessen! Ob ich wohl schon zu spät
dran war? Ein panischer Blick auf meine Armbanduhr – seit meiner
Ankunft im Flughafen Narita exakt auf 8 Stunden vorgestellt – lässt
mich ruhiger werden. Mir bleibt noch massig Zeit. Das Eintauchen in
die Vergangenheit hat nur einen kurzen Augenblick in Anspruch
genommen. Ich schlendere noch etwas herum und bleibe vor einem
kleinen Gebilde auf der linken Seite des Holztempels stehen. Ein
Shintô-Schrein. Unverkennbar. Rot lackiert. Vor dem Schrein sind
sitzende Fuchsstatuen aufgereiht, was mich vermuten lässt, dass hier
die Fuchsgöttin Inari verehrt wird. Ob ich wohl auch um etwas
Wohlstand bitten sollte? Da ich mich zu wenig mit Shintô-Ritualen
auskenne und mich als Gaijin sowieso nicht blamieren will –
ich falle eh schon auf wie ein bunter Hund – lasse ich es bleiben
und schicke der Göttin zumindest innerlich einen Gruß. Schaden
kann’s ja nicht.
Bild
2 und 3: Der kleine Shintô-Schrein auf der Tempelanlage.
Ich
mache mich langsam auf den Weg Richtung Bahnhof und verlasse den
Tempel mit einem Hauch von Wehmut. Wie es wohl damals war? Damals,
als noch jeder im Kimono über die Anlage schlenderte? Damals, als
einem nicht gleich nach dem Torausgang die nächste Leuchtreklame des
großen Konbini entgegenleuchtete? Haben Menschen wie Asa und Yoru
ebenfalls solch eine Ruhe verspürt? Asa und Yoru! Die Ideen sprudeln
plötzlich über. Ich bin heilfroh, dass ich mein Schulzeug dabei
habe, so wird nun die Vokabelliste mit allerlei Ideen und
Gedankenfetzen vollgekritzelt. Mitten auf dem Gehweg (von wegen
unauffällig bleiben und so). Hätte ich doch mein Schreibnotizbuch
dabei. Ja! Band 2 von Asa Monogatari, wie ich die entstehende Reihe
für mich nenne, braucht unbedingt – endlich! – den Auftritt
eines Kitsune. Männlich? Weiblich? Egal. Shiro sollte sich einfach
hübsch über den neuen Fuchs ärgern können. Und vielleicht eine
kurze Szene mit einem Schreingott? Vielleicht benötigen Asa und Co.
einmal göttlichen Rat?
Ich
gebe es zu. Auf solch eine Inspirationsflut konnte ich bei Band 1
„Das Schweigen des Schnees“ nicht zurückgreifen. Da musste ich
mich schon durch Bibliotheken wühlen und verstaubte, englische
Wälzer durchackern, ehe ich etwas Interessantes daraus hervor
klauben konnte. Jetzt, zwei Monate nach der Veröffentlichung,
befinde ich mich plötzlich selbst in Japan, das auf den ersten Blick
so gar nichts mit dem fantastischen, historischen Reich meiner
Figuren zu tun hat. Aber eben nur fast. Da sind diese kleinen
Momente. Diese „Wow“-Effekte, wenn man über uralte Tempel
zwischen Hochhäusern stolpert. Dieses Innehalten, wenn man eine alte
Dame im (vermutlich) extrem teuren Kimono auf dem Bahngleis stehen
und auf die Metro warten sieht. Und dieses unverhohlene Staunen, wenn
man im Meer von Einheimischen und Touristen durch die Einkaufsstände
bei Asakusa getrieben wird.
Und manchmal, wenn ich nun vor dem grell leuchtenden Weiß meines PCs
sitze und mich frage, wie ich die Zeilen nur füllen soll, wie ich
Asa nur auf ihrem Weg begleiten kann, denke ich an solche Momente
zurück. Klicke mich gedankenverloren durch die Bilder meiner Reise.
Und wünsche mich zurück.
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Bettina, dass sie uns an ihrer Reise in die Vergangenheit teilhabn lassen hat und wünsche ihr viel Erfolg bei ihren Büchern. Kennt jemand von Euch eines ihrer Bücher?
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